Was gehört zur Sucht?

In meinem Blogkurs hatte ich die Möglichkeit einige Teilnehmer zu fragen: „Was würdet ihr gerne wissen, wenn ihr die Stichworte: »Befreit von Sucht, Gewohnheiten-wandeln und Raus aus der Matrix hört?«

Es kam viel Fragen, Anregungen und Ideen. Eine Frage war: „Was gehört zur Sucht?“ Diese Frage finde ich sehr spannend und so möchte ich sie heute gerne beantworten.

Was gehört zur Sucht- was ist Sucht?

Um diese Frage, was gehört zur Sucht, beantworten zu können, müssen wir zunächst festlegen, was denn Sucht ist. In seinem Buch: „Seele, Sucht, Sehnsucht“ schreibt Dr. phil. Mathias, Jung: „Sucht wird in Wahring Deutsches Wörterbuch so definiert: Krankhaft gesteigertes Bedürfnis, gesteigertes Streben. Das ist es. Wir halten an Krankhaftem, Altem, nicht mehr Lebbarem fest.“

Und Dr. med. Walther H. Lechler, der Begründer der Herrenalb-Klinik sagte: „Wir sind alle süchtig“ und führte aus: Es können Bücher sein, es können Zeitschriften sein, es kann das Fernsehen sein, die Kirche, die Politik. Es gibt nichts auf diese Welt, absolut nichts, was ich nicht heranziehen kann, die edelsten Dinge, die Kunst, was sie wollen. Leibesertüchtigung, Sport, Philosophie, um damit zu flüchten, um damit zuzudecken, um mir den Blick vor der Wirklichkeit zu verstellen … . (vgl. Dr. phil. Mathias Jung: Seele Sucht Sehnsucht. Wege zur Klarheit, Lahnstein, 3. Auflage 2004, s. 18 f.).

Und auf die Frage, wo beginnt Sucht? ist in dem soeben genannten Buch zu lesen: „Das ist schwer zu beantworten. Ab wie viel Stück Torte bin ich esssüchtig? … Wichtig ist, dass ich hellhörig für mich werde. Dass ich mich nicht bestrafe, sondern das „kleine Kind“ in mir, das maßlos wird, ernst nehme. Dass ich mit ihm in einen inneren Dialog tretet, seine Bedürfnisse erspüren.“ (ebnda, S.18)

Sucht und Sehnsucht

Ich befürwortete diese sehr weit aufgespannt Definition von Sucht und den Ansatz, dass Sucht viel mit Sehnsucht zu tun hat.

Wenn ich davon ausgehe, dass hinter einer Sucht eine Sehnsucht schlummert und ich mich auf die Suche mache, um welche Sehnsucht es sich handelt, kann ich Sucht als Symptom erkennen oder wie Jan Geurtz in seinem Buch, SuchtFrei schreibt, die Illusion durchschauen. So gehört zur Sucht auch die Sehnsucht.

Schon Sokrates sagte: „Ein Leben ohne Selbsterforschung verdient gar nicht, gelebt zu werden.“

Somit möchte ich jeden Mutigen, der bereit ist, sich auf sein Suchtthema einzulassen, ermutigen auf die Forschungsreise zu sich selbst zu gehen. Es ist lohnenswert herauszufinden, welche Wünsche, Träume und Bedürfnisse sich hinter der Sucht verbergen. Ich stimme Mathias Jung zu, wenn er schreibt, dass der Hunger nach Liebe und Leben nie durch eine Sucht gestillt werden kann.

Und nun möchte ich mich der spannenden Frag zuwenden, was alles zur Sucht gehört. Welche Arten von Sucht gibt es denn? Und ich kann schon jetzt sagen, dass die Liste nicht vollständig sein wird. Jeder möge sie nach seinem Gusto ergänzen.

Was gehört zur Sucht? Arbeitssucht

Die Arbeitssucht ist ganz sicher eine weit verbreitete Sucht. Und sie wird wohl häufig nicht als solche erkannt, weil die Arbeitssüchtigen oft stark belohnt werden. Sei es durch ein gutes Gehalt, durch Wertschätzung, Anerkennung oder Macht. Wer fleißig ist und seinen Beitrag in der Gesellschaft leistet, wird nicht als arbeitssüchtig wahr genommen, sondern als wertvoller Mensch.

Arbeit als Droge zu betrachten ist uns eher fremd. Auch wenn wir jemanden als Workaholic bezeichnen, so denken wir eher nicht daran, dass er süchtig ist. Ein Arbeitssüchtiger verdrängt Angst, Ärger, Sorge und Wut. Und viele Arbeitssüchtige werden krank, landen in einer chronischen Überforderung oder zahlen gar mit ihrem leben.

Beziehungssucht

Viel wurde schon darüber geschrieben. Ich erinnere mich an den Klassiker, wie „Süchtig nach Liebe“ „Ich kann nicht ohne dich leben“ oder in meinen Worten die ewige Sehnsucht nach dem Prinzen auf dem weißen Schimmel.

Es ist der Wunsch nach Symbiose, nach Vereinigung, nach Eins sein, der uns in eine abhängige und fixierte Beziehung treiben kann. Hinter einer Beziehungssucht verbirgt sich oft die Sucht nach Sicherheit und der Zwang, alles kontrollieren zu müssen.

Die Angst vor Verletzlichkeit, die Angst vor Gefühlen und die Angst das Leben nicht mehr kontrollieren zu können, sind typische Symptome der Beziehungssucht. Die Sucht sich an jemanden zu klammern, eine Person an sich zu binden, um die Kontrolle zu behalten. Doch Klammern ist eine sichere Methode, dass es zur Scheidung kommt.

Was gehört zur Sucht? Sexsucht

Alles aber wirklich alles kann zur Sucht werden. So auch die Sexualität. Der klassische Sexsüchtige ist ununterbrochen auf der Suche nach einem Sexualpartner. Für einen Sexsüchtigen ist es normal, mehrmals am Tag Sex haben zu wollen. Wer das nicht will, ist in seinen Augen frigide.

Ein Sexsüchtiger schreibt: „Ich fick mich um Kopf und Herz. Im Sex werde ich mir selbst fremd. Der Sex beherrscht mein ganzes Leben“ (ebnda S. 62).

Helfersucht

Helfen bis zur Selbstaufgabe ist vor allem bei Frau weit verbreitet. Doch wer sich als Helfer für andere verzehrt, gibt sich selbst auf.

Helfer wollen für ihr helfen, angenommen und geliebt werden. Und häufig klammern sie sich an die Personen, denen sie helfen und üben Macht über sie aus. Helfen kann eine Kompensation der Sehnsucht nach guten Beziehungen. Doch der wirkliche Hunger wird durch Helfen nie gestillt. Was den Helfern häufig fehlt ist ein gesundes Selbstwertgefühl.

Was gehört zur Sucht? Leidenssucht

Leidenssucht ist ein Muster. Eckhardt Tolle spricht von dem Schmerzkörper, den wir immer wieder füttern. Es gibt Menschen, die generell leiden. Eine Leidensgeschichte folgt der nächsten. Sie scheinen immer wieder Opfer zu sein. Sie leiden unter den Eltern. Später unter der Ehe und unter ihrem Beruf. Es ist eine endlose Leidensgeschichte.

Und weil das Leid so schwer wiegt und die Schmerzen so große sind, bedarf es einiges an Mut, dieses Leiden in die Eigenverantwortung zu nehmen und sich aus dem Leid zu befreien. Eckhardt Tolle sagt dazu, den Schmerzkörper aushungern. Überfällige Verbindungen lösen, Auseinandersetzungen führen und das Leben umkrempeln. Einen Schlussstrich unter das Leid setzen, ist Aufforderung.

Kaufsucht

Ich konsumiere, also bin ich.

Im Netz steht, dass ca. 5% der Deutschen kaufsüchtig sind und viel befinden sich im Vorstadium zum Kaufrausch. Kaufkranke verhalten sich wie Süchtige. Im Kaufrausch versuchen sie ihre Selbstwertschwäche, inneren Defizite und Enttäuschungen auszugleichen.

Typische Symptome von Kaufsüchtigen sind der Zwang, unkontrolliert Dinge einzukaufen, die sie nicht brauchen und auch nicht bezahlen können. Ein innerer Druck, der erst an der Kasse schwindet. Ein vorübergehendes Glücksgefühl beim Kauf und dann der Kater und die Schuldgefühle danach.

Was gehört zur Sucht? Fernsehen, Telefonieren, Computer, Handy

Fernsehschauen als Freizeitfresser und Kommunikationstöter. Telefonieren als süchtige Plaudertasche. Endlos auf das Handy starren, anstatt miteinander reden.

Die bunte Online-Welt kann süchtig machen. Parallelen zwischen den Usern von Online-Welten zur Alkoholabhängigkeit ist frappant, schreibt Mathias Jung.

Menschen sind nicht mehr erreichbar und flüchten sich in ihre Parallelwelten. Nicht bearbeitete Einsamkeit , Unsicherheit und nicht gestillter Kontakthunger sind häufig Ursachen dieser Suchtarten.

Süßigkeitensucht

Die Gier nach Süßem steht nach Auffassung von Mathias Jung auf einer Stufe mit der Sucht nach Alkohol oder Nikotin.

Auch hier sind die Ursachen häufig Einsamkeit und Depression. Menschen mit Zuckersucht geben an, dass sie unter Stress und Ärger leiden und dass in ihren Beruf und ihren Beziehungen unzufrieden sind. Der Zucker bietet kurzfristige Verdrängung der Probleme. Die Droge wirkt schnell.

Zuckersucht ist im Kern eine seelische Erkrankung. Auch hier müssen sich die Betroffenen fragen, wie es zu dieser speziellen Sucht gekommen ist. Lassen wir uns auf das Forschen und Hinterfragen ein, kann sucht als Chance verstanden werden.

Und was gehört noch zur Sucht?

Die Liste ist noch nicht zu Ende.

Zu gegebener Zeit werde ich sie erweitern: Esssucht, Magersucht, Nikotinsucht, Alkoholsucht, Tablettensucht.

Was denkst du über Sucht? Denkst du auch, dass Sucht immer eine Sinnkrankheit ist und der Ruf unserer Seele uns selbst zu erforschen? Schreibe doch gerne etwas in die Kommentare.

1 Kommentar zu „Was gehört zur Sucht?“

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