In meiner Zielliste für das 3. Quartal 2024 habe ich mir vorgenommen, im September viel freie Zeit zu genießen. Der September ist traditionsgemäß der Monat, in dem ich mit meinem Liebsten in den Urlaub fahre. Und so ist es recht leicht gelungen, Freizeit zu haben. Den Monatsrückblick September habe ich genutzt, um noch einmal in unsere wunderbare Urlaubszeit einzutauchen. Ich habe mir genüsslich Zeit genommen, alle Bilder, die wir auf der Reise gemacht haben, noch einmal anzuschauen und dabei gemerkt, dass das nicht selbstverständlich ist. Häufig komme ich von einer Reise zurück und nehme mir vor, etwas mit den vielen schönen Bildern zu machen. Doch dabei bleibt es dann auch häufig, und wieder ist meine externe Festplatte um einen Ordner reicher. Dank des Monatsrückblicks habe ich jetzt alle Bilder noch einmal gesehen, mich erinnert und gefreut. Und ihr bekommt hier einen kurzen Reiseeinblick. Doch bevor die Reise losging, habe ich noch meine Blogparade abgeschlossen.
Meine erste Blogparade
„Was ist das denn überhaupt?“, fragte eine Freundin, als sie meine Zusammenfassung der Blogparade las. Sicher fragen sich das noch mehr Menschen. Auch ich hatte das Wort Blogparade bis kurzem noch nie gehört. Und nun kenne ich mich aus. Learning by doing. In Kürze: In einer Blogparade schreiben Menschen, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren, einen Blogartikel zu diesem Thema. Und alle Artikel werden dann gesammelt und veröffentlicht. Mein Thema war: »Nicht gut genug. Ist das wirklich wahr?« Zu diesem vorgegebenen Thema habe ich während der Blogparadenzeit zwölf Blogbeiträge erhalten und selbst noch einen Beitrag geschrieben. Das hat mich sehr gefreut. Lies gerne die Zusammenfassung der Beiträge oder meinen eigenen Beitrag, wenn es dich interessiert.
Reisezeit-Auszeit
Wie viel Auszeit darf es denn während des Reisens sein? Soll ich den PC mitnehmen und unterwegs bloggen? Ich konnte das vorab nicht entscheiden. Also packte ich den Laptop ein und ich hatte ihn genau einmal offen. Rückblickend kann ich sagen, das war genau richtig so. Die Auszeit hat mir gutgetan. Innerlich habe ich Themen zu Gewohnheiten-wandeln und meinem Blog bewegt. Aber ich habe nichts umgesetzt. Der Schwerpunkt war: Urlaub, Auszeit, Orte erkunden, schönes erleben und die Seele baumeln lassen. Und das ist uns zwei – meinem Liebsten und mir – gelungen. Allerdings war der Beginn unserer Reise anders als gewünscht.
Die Sache mit einer terminierten Abreise
„Gegensätze ziehen sich an“, sagt der Volksmund. Eindeutig haben Rüdiger und ich sehr unterschiedliche Auslegungen, was Zeitabsprachen und Abfahrtstermine betrifft. Ich habe es am liebsten Punktgenau. Rüdiger hat gerne Luft und Flexibilität. Es kostet mich Geduld und innere Arbeit, wenn sich unsere Terminvorstellungen nicht treffen. Da wir mit dem Auto fahren, müssen wir uns an keine festgelegten Abfahrtzeiten halten. Eine Verschiebung der Abfahrt von ein oder zwei Tagen kann passieren. Wir leben in unserer Urlaubszeit im Auto, das wunderbar minimalistisch ausgebaut ist. Und Rüdiger wollte vorab noch kleinere Verbesserungsarbeiten machen. Also eine Abfahrtsverschiebung von einem Tag zugunsten einer Verbesserung. Nach viel inneren Grummeln und Trotz „Dann fahre ich gar nicht mit“ gelang mir eine Umkehr meiner Haltung: Anstatt weiter zu hadern und zu zetern, habe ich mich an der Optimierung und Verschönerung beteiligt. Mein Beitrag war dann, unsere Geschirr- und Essenskisten übersichtlich und systematisch zu packen. Alles sorgfältig zu reinigen und Öle und Vorräte aufzufüllen. Ein Punkt war mir besonders wichtig: morgens sofort alles griffbereit zu haben für einen Espresso.
Wohin soll die Reise gehen?
Mit einem Tag Verspätung fuhren wir dann wohlgelaunt los. Was wir allerdings bisher nicht klar hatten, war unser Urlaubsziel. Wir schwankten seit Monaten zwischen Istrien und Italien. So viele schöne Reiseerlebnisse hatten wir bereits in Kroatien gesammelt. Wir kannten dort so viele Orte und schöne Plätze, die wir auch gerne noch einmal besuchen würden. Andererseits konnten wir uns auch vorstellen, mal ein neues Land zu bereisen. Italien stand zur Disposition. Doch wir kannten das Land beide nicht. Wussten nicht, wie gut es mit dem Bus zu bereisen ist. Wie viel Freiheit es gab, auch mal jenseits von Campingplätzen zu stehen und vor allem: »Wohin denn dann in Italien?«
Wir wussten nur, dass wir uns nun entscheiden müssten. Bis Nürnberg hatten wir Zeit. An der Nürnberg-Gabelung entschieden wir uns für Italien. Und sofort kam die nächste Frage: „Wohin in Italien? Auf dem Festland bleiben oder ab nach Sardinien?“ Das hatte mir eine Freundin empfohlen: „Also wenn Italiens Ostküste, dann müsst ihr rüber nach Sardinien“ schrieb sie mir. Wir waren noch unschlüssig. Und wir hatten ja auch noch Zeit, um uns zu entscheiden. Ich weiß, dass so eine Art des Reisens für viele Menschen undenkbar ist. „Man muss doch wissen, wohin man fährt!“ Doch meine Erfahrung ist, dass es auch herrlich sein kann, sich vom Weg überraschen zu lassen. Für uns ist bereits die Anfahrt zu einem Ziel Urlaubszeit und erfahrungsgemäß benötigen wir drei bis vier Tage, bis wir überhaupt in die Nähe unseres Urlaubsziels kommen. Dafür haben wir aber auch schon unterwegs viel gesehen und erlebt. Dieses Mal erlebten wir aber noch etwas ganz anderes. Nach unserer ersten Nacht im Bus zeigte die Armatur leider rot. Wir riefen den ADAC und der meinte, das ist die Lichtmaschine. Wo wir denn hin wollten? Nach Italien. Wo denn da? Wissen wir noch nicht. Vielleicht nach Sardinien? Ja, unbedingt, meinte der ADAC Mensch und verstreute all unsere Befürchtungen von es ist schwer, mit dem Bus da herumzureisen und alternative legale Stellplätze zu Campingplätzen gibt es nicht. Er schwärmte so sehr von der Insel, dass wir in diesem Moment wussten: Wenn das Auto repariert ist, fahren wir weiter nach Sardinien.
Der ungeplante Zwischenstopp im Hotel
Wie gut, dass wir eine ADAC-Plusmitgliedschaft hatten. Das Auto konnte innerhalb von einem Tag repariert werden, und wir hatten eine Nacht im Hotel, die vom ADAC bezahlt wurde. Auch wenn das Hotel direkt an der Autobahn lag und unser Fußmarsch bis zum nächsten Dorf nicht mit einer Busfahrt nach Ingolstadt belohnt wurde, war der Hotelaufenthalt erholsam und witzig.
Am nächsten Tag war der Bus bereits um 11.30 Uhr repariert. Allerdings verzögerte sich unsere Weiterfahrt erneut: Die EC-Karten-Zahlfunktion war großflächig ausgefallen. Alles Herumprobieren half nichts. Wir mussten die Reparatur bar zahlen. Endlich war dann auch der Zahlungsprozess abgeschlossen und wir fuhren weiter.
Garmisch Patenkirchen, Lombardei, Toskana
Unsere erste Überraschung war Garmisch. Wir hatten Lust, uns die Beine zu vertreten, etwas zu sehen und einen Kaffee zu trinken. Wie überrascht waren wir, dass uns das Städtchen Garmisch gut gefiel. Es war viel los. Wandertourismus, alles war sportlich gestylt inmitten von Fachwerkarchitektur. Wir fühlten uns wohl in diesem Städtchen. Frische Luft, vergnügte Menschen, Berge im Hintergrund und einladende Cafés. Wunderbar.
Wenn möglich, fahren wir viel über Land und Seitenstraßen, um mehr von Land und Leuten zu sehen. Die Fahrt durch die Lombardei war herrlich. Wir machten spontane Stopps und waren fasziniert von der Schönheit der Lombardei und von den vielen wunderbaren alten Bauten. Ein Höhepunkt war die Provinz Parma, die zwischen der Lombardei und der Toskana liegt. Wie so oft entschieden wir spontan in der Stadt Parma zu halten.
Wie so oft hatten wir das Glück, goldrichtig geparkt zu haben: Fußläufig konnten wir in das alte Zentrum von Parma laufen und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Altes Gemäuer, faszinierende Gebäude, wundervolle Flanierstraßen und ein buntes Treiben. Ein Hauch von Schick und Flair umhüllte die Altstadt. Überwältigt standen wir im Dom von Parma. Glücklich und staunend, mal wieder an so einem außergewöhnlichen Ort gestrandet zu sein.
Mit einer typisch parmesischen Essensplatte, die leider nicht ganz so lecker war, wie versprochen, rundeten wir unseren Nachmittagsaufenthalt ab und fuhren dann weiter. Es ging über kleine Gebirgsstraßen, vorbei an alten Dörfern, gefassten Quellen, kleinen Kirchen, hinein in die Toskana und schließlich ans Meer.
Am Meer angekommen
Glitzerndes Meer, Schiffe, Palmen, Autoverkehr, Menschen, die mit Booten hinausfahren. Frühstück im Café. Erklimmen eines Berges für einen weiten Blick.
Dann fuhren wir weiter nach Livorno, um uns ein Fährticket zu kaufen. Wir wussten vorab nicht, ob wir direkt am Hafen ein Ticket bekommen. Tatsächlich hatte auch nur ein einziger Schalter auf. Alle anderen Schalter waren geschlossen. Das große Gebäude war fast menschenleer, und ich kann nur noch erahnen, wie es vor dem Online-Buchungszeitalter hier geflirrt und gewimmelt hat vor Menschen.
Da unsere Fähre erst am nächsten Morgen fuhr, machten wir uns noch einen gemütlichen Nachmittag am Strand und wurden neben Meer und Sonne zudem beglückt von einer CapoeiraGruppe, die trommelte und tanzte und einem wunderbaren Sonnenuntergang.
Überfahrt nach Sardinien
Eine riesige Fähre, mit Restaurants, Schlafkabinen, Kaffees, Shops, Bars auf dem Deck, Swimmingpools ohne Wasser und vielen Menschen. Frisch war es an diesem Tag. Und die Räume der Fähre waren so stark klimatisiert, dass ich die gesamte Zeit leicht fröstelte. 9 Stunden benötigten wir bis nach Sardinien.
Und dann begann eine Fahrt über die Insel, die uns einfach nur staunen ließ. Gefühlt änderten sich der Flair und die Landschaft nach jeder Kurve. Manchmal fühlten wir uns wie in Australien, dann wieder wie an der Ostsee. Manchmal wie in Tirol in den Bergen oder am Amazonas oder eben wie in Italien. Mit so einer Vielfalt und abwechslungsreichen Landschaft hatten wir nicht gerechnet.
10 Tage Erlebnis pur
Zugegeben. Zehn Tage sind nicht viel für diese große Insel. Doch wir haben wirklich viel gesehen und erlebt in dieser kurzen Zeit.
Unmöglich, all das in einem Blog zu beschreiben. So teile ich mit euch nun noch einige Höhepunkte in Bildern. Eine Freundin schrieb: „Warme Bilder für den Winter. Oh, bella Italia.“
Ein besonderes Erlebnis war unsere Tageswanderung zu berühmten Höhlen. Wir hätten auch eines der gefühlten tausend Boote nehmen können, um dahin zu kommen. Doch wir wollten uns den Weg erlaufen. Über Stock und Stein. Hoch und runter. Scheißtreibende Auf- und Abstiege. Ich wusste, zur Not könnte ich mit dem Boot zurückfahren. Doch ich schaffte auch den Rückweg. Insgesamt sind wir dann 7 Stunden gewandert. Und auch wenn wir oft von jungen Menschen, die die die Auf- und Abstiege geschwind meisterten, überholt wurden, war es für mich ein tolles Lauferlebnis. Eben in meinem Tempo.
Belohnt wurden wir mit wundervollem Wasser und faszinierenden Höhlen. Dass wir da nicht allein waren, versteht sich von selbst. Und uns hatten Wanderer auch vorbereitet. Sie waren richtig gehend schockiert von den Menschenmassen. Da wir das vorab wussten, nahmen wir es locker. Besonders beeindruckend: in einer Höhle machten Leute Yoga. Ich fand etwas befremdlich. Ich bin Yogafan. Und für mich ist eine ebener Boden und eine gute Yogamatte Grundvoraussetzung für eine gute Lektion. Auf einer unebenen Sandfläche und mit dünnen Handtuch Verrenkungen zu machen käme für mich nicht infrage. Aber es sah echt cool aus.
Es gibt viele stillgelegte Bergwerke auf Sardinien. Zum Teil wurden sie umfunktioniert und dienen als Touristenattraktion und Weltkulturerbe. Oder sie stehen einfach so herum in der Landschaft. Manchmal gibt es faszinierende Kombination von maroden Ruinen, die neben modernen Gebäuden stehen.
Ein Zufalls-Abendfund war dieses Städtchen, nah am Meer gelegen. Ganze Straßenzüge sind mit Schirmen dekoriert.
Ich bin ein absoluter barfuß Fan. So oft wie möglich laufe ich barfuß. Barfuß im Sand ist etwas ganz besonders Schönes, finde ich. Und das dann auch noch gemeinsam mit einem lieben Menschen. Glück pur.
Die Überfahrt zurück zum Festland war für mich ein besonderes Erlebnis. Der Tag war warm, milde Temperaturen, kein Wind und es gab genug Schattensitzplätze auf Deck. Ich saß im Schatten, in der Sonne und im Café und konnte mich gar nicht satt sehen am Meer. Rundherum einfach nur Wasser. Sonst nichts. Ich habe gelesen, gehäkelt, gedöst und immer wieder einfach nur geschaut. Es war eine stille und friedliche Zeit. Ich bin sehr dankbar für diese schöne Überfahrt.
Was mich besonders überraschte
Ich habe viel im Netz recherchiert. Und unterwegs haben wir auch immer wieder mit Menschen gesprochen. Noch nie war die Abweichung von dem, was ich las oder hörte, zu dem, was ich erlebte, so groß wie auf dieser Reise. Waren die Menschen auf einem anderen Sardinien? Es scheint so. Die Erzählungen im Netz sind eher geprägt vom Negativen: Strände, die überfüllt und schmutzig sind. Fähren, die keine Plätze mehr haben. Restaurants, die Horrorpreise verlangen. Und wir erlebten eine Schönheit nach der anderen. Wir kamen an so bezaubernde Strände und wunderten uns einfach nur über das, was wir gelesen hatten. Wir konnten ganz kurzfristig Fährtickets zu einem angemessenen Preis kaufen und wunderten uns über die Panik einer Sardinien-Kennerin, die uns prophezeite, dass wir kein Ticket mehr bekommen würden. Wir waren erstaunt, dass es viele Möglichkeiten gab, wo wir stehen durften, obwohl das Netz mit Horrormeldungen gespickt ist. Ich bin sehr dankbar, dass wir häufig positiv überrascht wurden. Wenn es was zu bemängeln gäbe, dann manchmal das Preis-Leistungs-Verhältnis in den Restaurants.
Mein Fazit und mein Ausblick
Ich möchte dieses Erlebnis auch auf andere Lebensbereiche übertragen: weniger Secondhand-Erlebnisse aus dem Netz. Mehr Erlebnisse im echten Leben. Es ist schon verrückt: Ich habe mir vor 10 Jahren mein erstes Smartphone gekauft. Alles war damals fremd und neu. Die erste WhatsApp-Nachricht, ein echtes Abenteuer. Nur zehn Jahre ist das her. Ich gebe zu. Die sozialen Medien sind eine tolle Errungenschaft. Doch für mich ist es auch immer wieder eine Anstrengung, in dieser Parallelwelt nicht komplett zu versinken. Daher ist mein Gegengewicht nun wieder mehr in Richtung raus in die Welt gerichtet.
Ich möchte es endlich schaffen, meinen Traum, mehr zu reisen, zu verwirklichen. Hier steht auch das allein Reisen an. Doch ganz ehrlich: Ich habe ein wenig Schiss davor.
Ich möchte weniger Zeit vor dem Computer und in den sozialen Medien verbringen und mehr Zeit im realen Leben. Ich möchte mehr vor Ort sehen, was in der Welt los ist, indem ich mich in der Welt bewege, anstatt mir von den Medien und anderen Menschen erzählen zu lassen, wie es so ist da draußen.
Was ich im September gebloggt habe
- Meinen Monatsrückblick August
- Die Zusammenfassung meiner Blogparade
Was ich im Oktober vorhabe
- Weniger Zeit am Schreibtisch: Etablieren einer Bürogewohnheit.
- Schöne Herbstspaziergänge.
- Kreative Zeiten: Den Schrank weiß lackieren.
- Mindsetarbeit: Fokus auf eine gute Zukunft richten
Ah, so schön, dass du mich „mit genommen“ hast.
Ein herrlicher bezaubernder Urlaub ☀️☕️
Dankeschön ❤️
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