Du denkst: „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören!“. Ich beweise dir das Gegenteil.
Der Glaubenssatz „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören!“ hat mich Jahrzehnte begleitet. Es begann als Teenager. Mit 15 Jahren habe ich mit dem Rauchen angefangen. Damals war Rauchen für mich ein Ausdruck von Rebellion. Ich wollte raus aus dem miefigen Bürgertum; frei und wild sein.
„Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören“ ist ein Pfad im Gehirn, den wir selbst anlegen
Eine kurze Einsicht, dass Rauchen nicht Freiheit bedeutet, erhielt ich mit 19 Jahren, als ich zum ersten Mal mit dem Rauchen aufhören wollte: Früh am Morgen saß ich in meinem Zimmer mit einer Tasse Kaffee, aber ohne die gewohnte Zigarette. Ich hatte beschlossen, aufzuhören und fühlte mich ohne meine Morgenzigarette unruhig, gestresst und traurig; kurzum: hundsmiserabel. Von Minute zu Minute verschlimmerte sich meine Stimmung. Ich hatte keine Idee, wie ich diesen Tag ohne Zigarette überleben sollte. Ich war geschockt und erschrocken über meine miese Verfassung. Panik ergriff mich. Mein Herz raste. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wie automatisch gesteuert griff ich mir vier Mark und rannte zum Zigarettenautomaten. Wenige Minuten später zog ich an meiner Zigarette und in Sekundenschnelle verließen mich das panische Gefühl und die Anspannung.
Der Pfad in meinem Gehirn für den Glaubenssatz: „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören!“, war gelegt. Der misslungenen Aufhörversuchs brannte sich tief in mir ein. In meinem Alltag verdrängte ich dieses Erlebnis, rauchte weiter und glaubte erneut an meine Idee, dass Rauchen für Freiheit steht.
Lebensfreude, Sinn und selbstvergessen Glückseligkeit konnte mir eine Zigarette nicht geben
Manchmal spürte ich eine seltsame Leere, einen Hunger nach Sinn und Lebensfreude, der nicht aus dem Konsum von Zigaretten gestillt werden konnte. Ich wollte mich in Dinge zu vertiefen und etwas zu tun, was mich erfüllt. So wie früher: als kleines Mädchen tanzte ich viel und saß stundenlang auf dem Sofa meiner Oma und ging glückselig in meiner Handarbeit auf.
Diese selbstvergessene Glückseligkeit, die ich auch vom Beginn des Rauchens kannte, war verschwunden. Sie hatte sich aus meinem Leben verabschiedet. Etwas in mir war seltsam taub und stumpf geworden.
Ein Impuls löst dich nicht aus deinem Zwang
Wenn ich Sehnsucht hatte nach dieser puren Lebensfreude und dem einfachen Sein, wollte ich nicht mehr rauchen. In solchen Phasen gab es in mir eine zarte Stimme, die nach Zigarettenfreiheit und Klarheit rief. Wenn ich auf diese Stimme lauschte, wurde mein Wunsch, mit diesem ungesunden Leben zu brechen, für Momente sehr stark und gab mir den Impuls und die Kraft zu sagen: „Jetzt höre ich auf!“ Doch die Impulse waren nicht ausreichend, um aus dem Aufhören eine anhaltende Lebenshaltung zu machen. So hatte ich sehr, sehr viele Aufhörversuche. Dann zerbrach ich alle restlichen Zigaretten und schwor mir jedes Mal ein radikales Ende.
Gescheiterte Aufhörversuche lassen den Glaubenssatz im Gehirn „Ich kann nicht aufhören zu rauchen“ wachsen
Am nächsten Tag hatte ich heftige Zigarettenentzugserscheinungen: Kopfschmerzen, schlechte Laune, Druck hinter den Augen, Anspannung – ich fühlte mich miserabel und konnte all dem nichts entgegensetzen. Aus dieser Hilflosigkeit und Enge, die weder ich noch andere auflösen konnten, brach ich meine Abstinenz meist schon in den ersten Tagen oder gar nach wenigen Stunden. Manchmal hielt ich keine Stunde ohne Zigarette durch, obwohl ich mir abends geschworen hatte, dass ich nie mehr rauchen würde. Jeder gescheiterte Aufhörversuch verfestigte meine Annahme und meinen Glaubenspfad in meinem Gehirn: „Ich kann nicht aufhören zu rauchen“. Der kleine Pfad wurde so zu einer breiten Straße, die ich bequem und automatisch aufsuchte. Meine Worte wurden zu meinem Mantra: „Ich kann nicht aufhören zu rauchen.“ Um dieses Mantra baute ich viele Erzählungen und Geschichten. Unendlich viele Begründungen hatte ich parat, warum ich ohne Zigaretten nicht leben kann. Die Zigarette wurde in meinem Glaubenssystem ein Alleskönner und ein Helfer in Not. Ich glaubte, dass mich Zigaretten entspannen, mir helfen, mich zu konzentrieren und mir in Geselligkeit Flügel verleihen.
Vom Freiheitskick zu einer eingeschliffenen Gewohnheit
So befand ich mich in einem Karussell der Abwertung und Hilflosigkeit, was ich nicht wahrhaben konnte. Ich, die coole, lässige Frau, wollte natürlich alles im Griff haben. Also verdrängte ich die misslungenen Aufhörversuche, die Schmach gescheitert zu sein, um dann noch intensiver zu konsumieren.
Ich fütterte meinen Glaubenssatz, dass ich eben eine leidenschaftliche Raucherin bin, weiter. In diesen Wiederholungen bewegte ich mich Jahrzehnte. Bis zu meinem Zigarettenausstieg rauchte ich über 20 Jahre täglich mehr als 40 Zigaretten. Ein Leben ohne Zigarette konnte ich mir lange nicht vorstellen. Konsumieren wandelte sich vom Freiheitskick in eine eingeschliffene Gewohnheit, die zu mir gehörte wie das Zähneputzen. In meinem Selbstbild war ich eins geworden mit der Zigarette und ich konnte mir ein Leben ohne diese Hilfsmittel überhaupt nicht mehr vorstellen. Es gab Phasen in meinem Leben, da hoffte ich auf Meister, Gurus oder Therapeuten zu treffen, die selbst rauchten und mir bestätigten, dass das alles ganz in Ordnung sei. Diese Gurus erschienen nie. Doch es wuchs schrittweise eine Einsicht in mir, dass es sein könnte, dass es nicht wahr ist, dass ich rauchen muss. Damals war die Arbeit mit Glaubenssätzen kaum bekannt. Ich erarbeitete mir vieles selbst. Las Bücher, besuchte Seminare und Fortbildungen. Eine große Unterstützung fand ich in der Work von Byron Katie. Hier werden mit vier Fragen Glaubenssätze erkannt und entkräftet. Ich arbeitete viel mit den vier Schritten und mein Glaubenssatz: „Ich kann nicht aufhören zu rauchen“ geriet ins Wanken.
Ich begann meinen Glaubenssatz als Glaubenssatz zu erkennen
Mittlerweile habe ich selbst eine Grundausbildung in The Work. Damals »workte« ich frei Schnauze: „Muss ich wirklich rauchen? Ist es wirklich wahr, dass ich ohne Zigaretten nicht leben kann? Kann es sein, dass Rauchen mein Gehirn vernebelt und mich in Sackgassen führt? Ist es vielleicht viel wahrer, dass Rauchen nicht Freiheit, sondern Abhängigkeit bedeutet?“
Neben der Arbeit mit meinen Glaubenssätzen habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was es auf dem Markt an Aufhörhilfen gab: Ich habe mir Nikotinpflaster auf meine Arme geklebt; Akupunkturnadeln in meine Ohren setzen lassen; Aufhörkurse an der Volkshochschule besucht, Listen über meinen Zigarettenkonsum geführt, Kräuterzigaretten geraucht und unzählige Bücher über Nikotinsucht und Sucht gelesen. So wurde ich allmählich eine Expertin für das Lösen von zwanghaften Verhalten und Gedanken.
Und all mein Wissen und Experimentieren führten mich dann endlich, nach gefühlten 1000 gescheiterten Versuchen zum Erfolg. Ich konnte mich lösen von meinem Glaubenssatz „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören“.
Mein erstes abstinentes halbes Jahr, ohne Zigaretten, war sehr herausfordernd und anstrengend, und es gab viele Momente, in denen ich gerne aufgegeben hätte.
Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören! Ist das wirklich wahr?
Doch mit jedem Tag, an dem es mir gelang, meinem Glaubenssatz die Stirn zu bieten und mir zu sagen: „Das bin ich nicht!“, gab es mehr Lösung in mir. Jedes Nein zu dem Glaubenssatz entzog ihm Kraft. Jedes Erkennen, dass mein Gedanke „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören“ nur ein Gedanken und nicht die Wahrheit ist, entzog dem Glaubenssatz Kraft. Ich lernte, dem Gedanken nicht zu folgen. So schrumpfte der Glaubenssatz: „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören“. Ich trainierte mein Gehirn und mich. Ich löste die Idee von „Ich muss rauchen“ aus meinem Gehirn. Der großangelegte Raucherweg in meinem Gehirn wurde wieder zu einem kleinen Pfad. Nach ungefähr einem Jahr war der Pfad schon überzogen von bunten Blumen und kaum mehr sichtbar.
Wir können den Glaubenssätzen ihre Kraft entziehen
Glaubenssätze verschwinden nicht automatisch über Nacht. Aber wir können sie entkräften. Nach und nach. Stück für Stück. Mit unserer liebevollen Präsenz und Aufmerksamkeit; mit unserer Kraft und Hingabe.
„Nein! Dir glaube ich nicht mehr! Nein. Ich muss nicht rauchen!“
Glaube mir. Ein Leben ohne Zigaretten ist nicht nur möglich, sondern absolut lebenswert!
Wenn du lernen möchtest, wie du deinen Glaubenssatz „Ich kann nicht mit dem Rauchen aufhören“ entmachtest, dann setzte dich mit mir in Verbindung.
Es ist möglich, dem Glaubenssatz zu widerstehen.
Lösung geschieht durch Erkennen, Hingabe und der Aufgabe von fest zementierten Annahmen.
Auch wenn ich nun schon seit über 20 Jahren Nichtraucherin bin, weiß ich noch heute um das Ringen. Ich erinnere mich, wie sehr ich mir eine passende Unterstützung gewünscht habe und wie frustriert ich war, dass ich nichts Geeignetes für mich finden konnte.
Für alle, die sich gerne von ihrem Glaubenssatz: „Ich kann nicht dem Rauchen aufhören“ lösen und in das Nichtraucherleben einsteigen wollen, habe ich das Selbstlernprogramm Zigaretten-frei entwickelt.
Was ein Segen, nicht mehr rauchen zu müssen. Was für eine Erleichterung zu erkennen, dass ich nicht rauchen muss.
Pingback: Abstinenz, die neue Coolness
Pingback: KW19/2024: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society
Ein sehr schöner Artikel über das nicht können und wollen aufhören zu Rauchen. Man fühlt absolut mit dir, wenn du schreibst von der noch für 4 Mark gekauften Zigarette nach einer Stunde Aufhören.
Wenn ich Rauchen würde, käme ich zu dir. Jemand mit so viel Empathie und Erfahrung mit allen Höhen und Tiefen vom Aufhören zu Rauchen kann sicher sehr unterstützend sein.
Und The Work von Katie Byron ist super. Ich wünsche dir viel Erfolg.
Herzlichst Chantal
Liebe Chantal,
herzlichen Dank für dein motivierendes Feedback. Ich denke auch, dass die Erfahrung von Aufhören, hadern, hinfallen, aufstehen und weiter gehen eine gute Grundlage ist. Angereichert mit Selbstreflexion, the Work, GFK und vielem mehr ist daraus ein gutes 7-Schritt-Paket geworden. Danke für deine Erfolgswünsche. Herzlich Heike
Du hast eine so sehr schöne Sprache und Bildersprache!!!
Ich denke hier können sich alle Raucher angesprochen fühlen:
Aufhören ist so schwer, steinig…
Alle meine Freunde rauchen, dann bin ich so alleine…
Wenn ich aufhöre, dann werde ich dick…
Es gibt so viele Glaubenssätze, wie Menschen und wahrscheinlich sogar mehr
Liebe Katharina,
lieben Dank für deinen Kommentar. Ja. Das Rauchen ist mit sehr vielen Glaubenssätzen verwoben. Manchmal sind die Glaubenssätze so individuell, wie die Menschen. Manchmal so allgemeingültig, dass sich fast jeder darin wiederfinden kann. Glaubenssätze haben eine Gemeinsamkeit: Wir dürfen sie alle hinterfragen. Und wenn sie uns nicht guttun, können wir lernen uns, von ihnen zu lösen.
Liebe Grüße
Heike